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Einleitungstext Buchladen

„Übrigens ist Christiane Fritsch-Weith erst die dritte Inhaberin. Als sie, eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern, eine Menge Ideen im Kopf und sehr viel Mut, den Laden am 1. April 1975 kauft, weiß sie, dass sie sich nicht nur auf ein riskantes Geschäft einlässt, sondern auch die zerfetzte Geschichte eines ganzen Jahrhunderts übernimmt.“
„Der Buchladen Bayerischer Platz ist eine der tapferen kleinen Buchhandlungen, die den gefräßigen großen Buchhandelsketten widerstanden haben. In diesen angesagten, seelenlosen Supermärkten verkauft man Bücher, die man nicht gelesen hat und nicht wirklich liebt. (...) Nicht so bi Christiane Fritsch-Weith. Sucht man hier ein Buch, so trifft man auf eine passionierte Fürsprecherin. (...) Wenn ein Kunde sie um Rat fragt, horcht Christiane Fritsch-Weith ihn von Kopf bis Fuß ab, versucht, sich in sein Leben zu versetzen, seine Gedanken zu lesen. ‚Der Kunde ist ganz anders als ich. Ich muss in seine Haut schlüpfen’, erklärt sie. Und zwar in Rekordzeit.“

Pascale Hugues in: „Klein, aber voller Köstlichkeiten“, Buchladen Bayerischer Platz






Die Gründung

1919 - Benedict Lachmann gründet den Buchladen Bayerischer Platz. Er ist ein jüdischer Intellektueller, verkehrt im „Romanischen Cafe“ und liebt sowoh die Literatur als auch die Leser. Albert Einstein, Gottfried Benn und Curt Riess gehören zu den Kunden des Buchladens. Als Jude verfolgt und deportiert, wird Benedict Lachmann im Alter von 63 Jahren am 4.12.1941 Opfer der Nationalsozialisten und stirbt, den menschen-verachtenden Verhältnissen im Ghetto geschuldet, in Lodz.

1937 - Paul Behr übernimmt den Buchladen Bayerischer Platz, den er bereits kennt: er arbeitet schon jahrelang mit Benedict Lachmann zusammen. Er führt das Geschäft durch schwerste politische Zeiten und den Krieg. Er erlebt mit dem Buchladen den Mauerbau.





Tapfere kleine Buchhandlung

Christiane Fritsch-Weith, genannt "meine Buchhändlerin", führt seit 1975 die Buchhandlung im Herzen Berlins. Man sagt „West-Berlin“ und „West- Deutschland“, erlebt hier die Hausbesetzungen und den Mauerfall. Der Buchladen zieht auf eine größere Fläche. Es beginnt die Ära der Lesungen und Autoren-Lesungen. Die Frage wie die Literatur zum Leser kommt, ist für sie die wichtigste Aufgabe. Prägende persönliche Autorenbegegnungen in ihrem Leben sind: Arno Schmidt, Ingeborg Bachmann, Elias Canetti, Monika Maron, Urs Widmer, Georg Klein, Manfred Flügge, und diese Reihe ließe sich fortsetzen. Die Eröffnung einer Internet-Filiale ist für sie eine weitere Möglichkeit die Literatur mit dem Leser zusammenzuführen und den Dialog zu fördern.

1999 - Die Leser und Käufer im Buchladen Bayerischer Platz bilden zum 80ten Geburtstag des Geschäftes die „Galerie der Leser“ und feiern ein großes Fest mit Musik und kulinarischen Köstlichkeiten. Der Buchladen Bayerischer Platz geht mit der Zeit, er geht online.

2004 - Der Buchladen ist nun 85 Jahre jung und startet das Projekt „Schreib was!“. Leser schreiben Statements zu den Themen: Arbeit, Geld, Luxus und Buch. Christiane Fritsch-Weith führt den Buchladen Bayerischer Platz nun 30 Jahre.

2007 - Der erste wöchentlich erscheinende Newsletter geht an die Kunden vom Buchladen Bayerischer Platz. Heute zählen wir bereits über 1.000 Abonnenten.

2008 - In Kooperation mit till:mey MediaDesign geht das Literatur-Journal Anfang des Jahres mit aktuellen Leseempfehlungen online. Im Oktober wird das Relaunch der mittlerweile 10 Jahre alten Website des Buchladens realisiert.

2009  - Der Buchladen wird 90! Zu diesem großartigen Jubiläum wurde feste gefeiert. Der Buchladen hatte sich etwas einfallen lassen und sich nicht zuletzt auf diese Weise bei seinen treuen wie phänomenalen Kunden herzlich bedanken.

2014 - Christiane Fritsch-Weith hat allen Grund zum Feiern. Sie seit 40 Jahren ist sie die Inhaberin des Buchladens Bayerischer Platz. Viele Gäste kommen, um zu gratulieren. Darunter Monika Maron, Stammgast und Nachbarin, Manfred Flügge, Eva Menasse, Katja Lange-Müller, Michael Kumpfmüller, Jakob Hein, Karl Schlögel, Pascale Hugues und andere mehr.

2015 und 2016 - Zweimal hintereinander gibt es den Buchhandlungspreis, mit dem kleine, inhabergeführte Läden ausgezeichnet werden.

 

 

Christiane Fritsch-Weith zum 95. Jubiläum

 

Sehen Sie hier die Geburtstagsrede von Christiane Fritsch-Weith zum 95. Geburtstag des Buchladen Bayerischer Platz




Eine Spur Lachmann

kulturradio rbb: Hörstück - Wenn die Erinnerung einen Ort hat

Es gibt offizielle Denkmäler und Gedenktafeln und es gibt diese Orte, die die Geschichte leiser in sich tragen. U-Bahnhöfe, Wohnhäuser, ein Laden oder die Schule von nebenan, die über die Jahrzehnte existieren und die die Menschen, die in ihnen gelebt oder gearbeitet haben, überdauern. So dass sich neue Schichten von Geschichte darüber legen und wieder Menschen an diesen Orten leben, lernen und arbeiten. Manche dieser Geschichten sind bekannt, bei manchen ist man sich unsicher, ob sie stimmen, manche verbergen sich hinter der Fassade. Bis jemand auftaucht, der darüber sprechen kann.
„Wenn die Erinnerung einen Ort hat“ besucht fünf dieser Plätze in Berlin und bringt den Alltag von heute mit dem Flüchtigen, dem Lebendigen der Vergangenheit in Verbindung.

Eine Spur zu Herrn Lachmann. Von Sandra Babing und Katharina Ludwig

Hören Sie auch die Sendung aus der Reihe rbb.kulturtermin ...

Montag um 14:35 öffnet sich die Ladentür und und H.Peter Paisley besucht Ihren Buchladen. Er wurde 1921 in Schöneberg geboren, wohnte in der Nähe des Bayerischen Platzes, ging dort zur seit 1928 Schule und hieß Herbert Preiser. 1935 schickten ihn seine Eltern nach Malmedy. Damit begann seine Odyssee. Nun besucht er endlich Berlin und die Orte seiner Jugend, hält im Schöneberger Rathaus eine launige Erinnerungsrede und besucht gemeinsam mit seinen Söhnen und einer Schwiegertochter den Buchladen. Er nimmt im roten Sessel des Buchladens Platz. Ihre Buchhändlerin erfährt, dass er Benedict Lachmann kannte, dass seine Mama immer wieder mit dem Buchhändler über Bücher plauderte und dass man für diese Gespräche gerne vor der Buchladentüre stand. Auch Paul Behr, das sich gut in der Literatur auskannte und besondere Verantwortung für die Leihbücherei des Buchladens trug, ist dem Zeitzeugen frisch im Gedächtnis. Vor den Augen der Buchhändlerin kann plötzlich die Vergangenheit entstehen, sie freut sich sehr über den Besuch. Der Webmaster hat einen kleinen Film gedreht: Schauen Sie bitte selbst!